Der Votansberg
DER BLICK IN DIE ZUKUNFT
Die Untersberger Zwerge wissen genau, was sich in fernen Tagen zutragen wird. Manchmal lüften sie
ein wenig den Schleier, der uns Sterblichen das Zukünftige verbirgt, und lassen einen Auserwählten
einen Blick hineintun:
»Zu einem Bauernknecht am Untersberg kam im Jahre 1847, zu welcher Zeit auch der dürre Baum auf
dem Waiser Felde wieder zu grünen begann, ein Bergmännlein. Es forderte ihn auf, ihm zu folgen. Der
Knecht kam nur mit Furcht diesem Verlangen nach.
Das Manndl führte ihn auf einen Felsen, von dem aus er das ganze Tal mit Soldaten überfüllt sah. Sie
stiegen an eine höhere Stelle und von dieser aus sah der Knecht das Tal voll Blut. Der Untersberger
wies ihn zur höchsten Spitze. Was er von hier erschaut, trieb dem Knecht die Haare zu Berge. Er
vertraute es keinem Menschen an und blieb von Stund an traurig und niedergeschlagen.« schreibt Toni
Eichelmann aus einem alten Büchlein. Auch einem Zimmermann soll einst etwas Ähnliches zugestoßen
sein, wie uns in der »Bergheimat« überliefert wird:
»Ein Zimmermann von Hallein traf auf der Niederalmerbrücke um Mitternacht die Untersberger, denen
er sich anschloß. Am Berge angekommen, öffnete sich das Tor, und sie gingen hinein. Den Zimmermann
führten zwei Mönche in eine Höhle, zeigten ihm ein Buch, in welchem Alles aufgezeichnet ist. Vor
mehreren tausend Jahren wurde die erste Zeile geschrieben. Auch findet sich in diesem Buche das
Zukünftige verzeichnet. Ein heißer Krieg wird ausbrechen, so schnell, daß der Bauer vom Acker und die
Bäuerin vom Herde weg in das Gefecht rennt. Wer während dieses Krieges auf die Flucht geht, braucht
nur einen einzigen Laib Brot mitzunehmen. Nach all dem Gesehenen erblickte er wieder die Pforte und
kehrte heim.«
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